Die EMP Plattenkiste zum 15. Mai 2015

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Die EMP Plattenkiste an einem Brückentag. Herrlich, denn der ein oder andere wird heute die Platten eher verschwommen wahrnehmen. War doch der gestrige Männertag für so manchen Zeitgenossen eher der Abschuss aus unserem Raum-Zeit-Kontinuum. Wo der dicke Schädel nun auf erstklassige Musik trifft! Wir haben uns sehr nüchtern, aber mit dem nötigen Herzblut, die Veröffentlichungen dieser Woche näher angeschaut. Wir haben erneut die Highlights kompakt und übersichtlich für euch zusammen gestellt, damit auch heute mit einem dicken Kopf zielsicher die Bestellung abgefeuert werden kann, damit diese dann von euch mit einem klaren Kopf gehört werden kann. Starten wir mit der EMP Plattenkiste zum 15. Mai 2015.

Tesseract

Wenn die Freude in ein Album mündet. Bei Tesseract sogar mit DVD!

Manchmal muss man seine Freude irgendwie ausdrücken. Der eine hüpft, der andere tanzt und Musiker machen in der Regel einfach ein neues Album. Ähnlich dürfte es sich bei Tesseract abgespielt haben, doch die Herren hatten beim Wiedereinstieg ihres alten Sängers Daniel Tompkins bereits die Koffer für die Europa-Tour gepackt. Ach, schneiden wir doch die Tour einfach mit. Gesagt, getan und hier ist „Odyssey/Scala“ das Live-Paket der Band Tesseract. Eine Symbiose aus DVD und CD wird dem geneigten Fan serviert, wobei sich „Scala“ auf die DVD und „Odyssey“ somit auf die CD bezieht. Mit insgesamt 11 Songs zieht man den Hörer in die Tiefen des progressiven Metals, welcher hier und da auch dem Djent verfallen ist. 11 Mal demonstriert man, dass selbst eine Tour mit insgesamt 42 Konzerten Tesseract nicht umbringt und man jeden Abend perfekte Leistung abrufen kann. 11 Songs, die verdeutlichen, welche Virtuosen die Herren an ihren Instrumenten sind und 11 Gründe, wieso Daniel doch der richtige Mann an dem Mikrophon ist. 11 Gründe, die man nicht von der Hand weisen kann!

Hinder

Fünf Alben aber die Bühnenpräsenz in Deutschland ist doch eher gering. Hinder Überzügen dennoch!

Hinder sind hierzulande immer noch nicht im ganz großen Geschäft angekommen. Lange verkauft man in den Staaten unfassbar viele Alben und hat sich den ein oder anderen Lebenstraum ermöglichen können, so würde man hier in der Fußgängerzone höchstens überleben können. Ist aber alleine der Tatsache geschuldet, dass die Herren von Hinder wohl akute Reiseangst haben müssen, anders kann man sich die Bühnenabstinenz sonst nicht erklären. Album Nummer Fünf „When The Smoke Clears“ wird aber dennoch den ein oder anderen Abnehmer finden. Die Amerikaner verstehen es, eine authentische Mischung aus Rock und Pop zu servieren. Da kommen direkt Vergleiche mit Nickelback auf, wenn „Nothing Left To Lose“ anklingt. Alter Bridge meint man bei „Intoxicated“ zu vernehmen. Aber auch mit „Foolish Eyes“ oder „Rather Hate Than Hurt“ kann man überzeugen, auch wenn hier eher ruhigere Fahrwasser zum Vorschein kommen. Hinder sind in beiden Welten zu Hause und servieren mit ihren 10 Songs folglich eine gute Mischung aus „hart“ und „soft“, was sowohl im Auto, auf der Arbeit, oder eben bewusst zu Hause mit Kopfhörern funktionieren wird.

Hackneyed

Hackneyed haben ihren Sound nun moderner aufgezogen und überzeugen mit mehr Tiefgang.

Auch der Death Metal kann mal einen neuen Anstrich vertragen. Traditionalisten werden nun aufschreien und mich dezent ans Kreuz nageln wollen. Aber hey, dann lasst uns mit den Jungs von Hackneyed bitte eine Kreuzigungsparty machen, denn „Inhabitants Of Carcosa“ ist nun auch nicht mehr das, was man als traditionellen Death Metal bezeichnen darf. Mit modernerem Sound und einem tiefgründigeren Songwriting überzeugen mich die Lieblings-Schwaben von Anfang bis Ende. 10 Songs und eine Spielzeit von guten 40 Minuten lassen tief blicken, was die Entwicklung in der Band betrifft. Man ist erwachsen geworden, hat sich orientiert und nun gefunden und schwingt jetzt konzentrierter das Todesbeil. Das Makabere und Dunkle der Anfangstage ist immer noch vorhanden, jedoch bohrte man den Sound auf und bietet somit dem Hörer einen schnelleren Einstiegspunkt. Melodischer und melodramatischer kann man den Sound von Hackneyed im Jahre 2015 nennen und dichter gestrickt sind die Songs, was aber Grooves und Beats nicht ausschließt. Ein wahrlich großes Schlachtfest ist dieses Album geworden, was auch Fans von Hypocrisy überzeugen dürfte.

FaithNoMore

Nach 18 Jahren hat man Faith No More nun wieder mit einem neuen Album auf dem heimischen Plattenspieler.

Wie lange können 18 Jahre sein? 18 verdammte Jahre! Faith No More haben sich damals geradezu heimlich verabschiedet und man fragte sich, wieso dies nicht mit einem Streit der Sonderklasse geschehen ist. Die Mitglieder schlagen sich die Köpfe ein, Band wird aufgelöst und der Fan bleibt nicht in dieser Ungewissheit. Nein, Faith No More müssen einen quälen und hoffen lassen. Doch in 18 Jahren schmilzt so ziemlich jede Hoffnung dahin. Sei es drum, denn nun liegt „Sol Invictus“ hier auf dem Plattenteller, die Scheibe rotiert und man kann die Überstimme von Mike Patton erneut vernehmen. Klar sind die Erwartungen hoch und ja, ich war ebenfalls irritiert und stellte mir nach dem ersten Durchgang die Frage, ob dieses Album wirklich meinen Erwartungen entspricht! Ja, tut es! Ja, es benötigt Zeit und ja, Faith No More muss man erfassen, analysieren und dann sich erst ein Urteil bilden. Der Vulkan Patton und seine Kollegen sind einfach mit keiner anderen Band vergleichbar und dies zeigt sich eben nach dem ersten Durchlauf. Man hat keine Assoziationen im Kopf, steckt die Band in eine Schublade oder versucht Parallelen zu anderen Künstlern krampfhaft zu suchen. „Sunny Side Up“ ist weird, „Cone Of Shame“ hart, „Matador“ eine Hymne und „Rise Of The Fall“ ein fetter Kopfnicker. So gegensätzlich dies nun auch klingen mag, so zielgerichtet ist „Sol Invictus“: Fan überzeugend und dies in allen Punkten. Danke Faith No More, danke Patton, danke „Sol Invictus“. Das Jahr ist gerettet und kann eigentlich entsorgt werden. Oder brauch das noch Jemand?

Entrails

Ohne Schnickschnack hauen Entrails erneut ein fettes Album raus.

Auf die ganz alte Schule - die es ja in sich hat - stehen Entrails. Die Schweden leben geradezu den Death Metal wie er fast nur noch im Bilderbuch vorkommt. Scheiss auf modernen Kram, scheiss auf High-End-Technik und lass den Buzzsaw-Sound sprechen. Gitarre ins Effektgerät und dann in den Verstärker. Bodentreter-Orgien sind hier fehl am Platz und dies wird auch bei „Obliteration“ erneut deutlich. Man mag es kaum glauben, aber diese Band hat auch nach all den Jahren des death Metals immer noch eine ganze Batterie an Riffs am Start, die man bis dato noch nicht vernommen hat. Das vierte Album rotzt mit punkigen Flair daher, schmeisst Doublebass-Salven in den Raum und doomt vor sich hin. Entrails schaffen ihren eigenen Kosmos und lassen die damit hervorgebrachte Eigenständigkeit erneut aufleben. 10 Songs, die sich bereits beim ersten Durchlauf zu Hits entwickeln und man sich die berechtigte Frage stellen muss, wieso dies den Herren so einfach von der Hand geht und man bei Szene-Größen doch so oft bitter enttäuscht wird. Das Tempo variiert, die Bastbeats greifen und letztendlich muss man Entrails gratulieren zu einem ganz besonderen Album!

Kategorien: musik Peter

Tags: Entrails Faith No More Hackneyed Hinder Reviews Tesseract | permalink

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