"Mortdecai - Der Teilzeitgauner" Blu-Ray

"Jurassic Park"-Autor David Koepp lässt in der überdrehten Kriminalkomödie den ideal besetzten Johnny Depp als exaltierten Kunstsammler von der Leine. Irgendwie seltsam aus der Zeit gefallen wirkt dieser Film, Krimikomödie ist er, Parodie und Persiflage. Manchmal fühlt man sich an die überdrehten Klamotten eines Louis de Funès erinnert, dann wieder an elegante, nonchalante "Rififi"-Gaunerstücke wie Jules Dassins "Topkapi" oder William Wylers "Wie klaut man eine Million?". Zugleich ist "Mortdecai - Der Teilzeitgauner" aber auch überaus modern - schnell, farbsatt, frech und verspielt. Vor allem aber hat man es mit einem Johnny-Depp-Film zu tun, einer exaltierten One-Man-Show bei der der Superstar von edlen Hollywood-Sidekicks wie Gwyneth Paltrow und Ewan McGregor lässig unterstützt wird. Seinen "Fluch der Karibik"-Helden Jack Sparrow variiert Depp einmal mehr, die schäbige Piratenkluft ist britischem Zwirn gewichen, das Zottelhaar gebändigt und die Oberlippe ziert ein feiner, an seinen Spitzen gezwirbelter Moustache. Charles Mortdecai ist Kunstsammler, Genießer, Snob - und pleite. Mit dem Luxusleben auf dem Herrensitz wird es bald vorbei sein, sollte es ihm nicht gelingen innerhalb einer Woche acht Millionen Pfund aufzutreiben, um damit seine Steuerschulden zu begleichen. Die Chance aufs große Geld wittert er, als er von einem verschwundenen Goya-Gemälde hört, auf dessen Wiederbeschaffung eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Ein Dutzend-Plot, zigfach durchdekliniert - aber es geht nicht um die Story, sondern darum wie sie umgesetzt ist. David Koepp (Regie und Drehbuch) und Depp haben sich nach dem Mystery-Thriller "Das geheime Fenster" erneut zusammen getan und ziehen kräftig vom Leder. Auf Kyril Bonfigliolis Romanreihe fußt der skurrile, actionreiche Spaß, der 007 ebenso zitiert wie Inspektor Clouseau, Stopps in London, Moskau und Los Angeles macht und bei dem ein fieser Oligarch, ein Top-Terrorist, chinesische Ganoven, ein US-Milliardär (Jeff Goldblum) und dessen nymphomanische Tochter (Olivia Munn) zentrale Rollen spielen. Die Genreversatzstücke werden lustvoll durcheinander gewirbelt, Tempo ist Trumpf, Klischees, Kalauer und Kolportage sind gewollt. Triebgesteuert sind die Figuren. Mortdecais ebenso treuer wie schlagkräftiger und arg malträtierter Diener (Paul Bettany) hat Sex in jeder Lebenslage und kann sich vor Verehrerinnen kaum retten, Mortdecai wird ob seines Schnurrbarts von der resoluten Gattin (Paltrow) mit Beischlafentzug bestraft, MI5-Inspektor Martland (McGregor) hofft diesbezüglich einspringen zu dürfen, verzehrt er sich doch schon seit gemeinsamen Universitätstagen nach dem blonden Eisberg. Schick ist der Look, stylisch die Ausstattung, leuchtend bunt sind die Bilder von Kameramann Florian Hoffmeister und poppig der Soundtrack. Alles schön. Ein berechenbares Happy-Go-Lucky-Feuerwerk, das seine Gags in Serie zündet und bei dem echte Überraschungen aus bleiben. geh.