"Meds" LP von Placebo

von Marcel Anders (24.01.2006) Eigentlich ließen die Neuzugänge der Singles-Compilation „Once more with feeling“ nichts Gutes erwarten: „Protégé moi“ und „Twenty years“ waren ruhige, elektronische Stücke, auf denen Placebo erstmals auf Gitarren verzichteten. Und genau das sollte sich auf ihrem fünften Album fortsetzen. Eigentlich. Denn obwohl das Trio mit Produzent Dimitri Tikovoi einen Experten für sphärische Computer-Klänge engagierte, ist das Ganze ausgesprochen rockig und rau geraten. Was nicht weiter tragisch ist - im Gegenteil: Es erinnert an das naive Frühwerk, auf dem Brian Molko & Co. kein Geheimnis aus ihrer Liebe zu The Cure, Sonic Youth und My Bloody Valentine machten. Denen frönen sie auch diesmal. Etwa im Opener, ein herrlich geschrammeltes Duett mit den befreundeten The Kills, im punkigen „Don't give up on a dream“ oder im kantigen „I drag behind“. Songs, die genauso temporeich, rasant und energetisch sind wie einst „Nancy boy“ oder „Bruise pristine“. Dem gegenüber steht ein halbes Dutzend Songs, das mehr in die ruhige, melancholische Richtung geht. Mit düsterer Atmo, synthetischen Soundschleifen, getragenem Piano und dezenten Industrial-Sprengseln. Eine spannende Mischung.