Das Album der Woche: Myles Kennedy mit Year Of The Tiger

Myles Kenndy - Banner

Myles Kennedy ist bekannt. Mit seiner Band Alter Bridge und der Tatsache, dass er der ewige Gastsänger von Slash ist, bescherte dem Mann aus Boston viel Ruhm und Ehre. Nun hat der Mann auch endlich den Schritt gewagt und ein Solo-Album veröffentlicht. Mit „Year Of The Tiger“ schafft er es bei EMP direkt von 0 auf 100 und heimst die Auszeichnung „Album der Woche“ ein. Chapeau!

Ich erinnere mich noch genau an meinen ersten Kontakt mit Myles Kennedy. Ich half im Jahre 2004 einem sehr guten Freund bei seinem Umzug. Während wir seine Habseligkeiten in Kisten verpackten, schepperte „One Day Remains“ aus den Boxen einer Ministereoanlage. Sie war quasi die letzte Bastion des Musik-affinen Kumpels, der seine qualitativ hochwertigen Gerätschaften schon in der neuen Wohnung platziert hatte, aber noch etwas Beschallung für die letzten Einpack-Stunden benötigte. Ich war gebannt, geschockt, geflasht und höchst erfreut. Ich verstand die Welt nicht mehr, stammelte was von „Alter, was für eine Stimme“ und „wer um alles in der Welt ist das denn bitte“. Der Kumpel erzählte mir, dass er an ein Album vor Veröffentlichung kam – wohlgemerkt legal – und sich die Band Alter Bridge nennen würde. Er zeigte mir das Cover und ich war erneut geschockt. Für meine Verhältnisse eines der hässlichsten Cover überhaupt und ich hätte diese Schandtat einer italienischen Dream-Metal-Band zugeschrieben. Aber nein, es war das Debüt von Alter Bridge.

Myles Kennedy - Promo01

Myles Kennedy ist wohl einer der besten Sänger, die es auf diesem Globus gibt.

Myles Kennedy – Mit Alter Bridge sollte der Mann erfolgreich werden

Diese Platte musste ich haben und auch heute läuft das Album oft. Die nachfolgenden Platten ebenfalls und ja, man kann behaupten, dass ich ein Fan von Myles Kennedy bin. Ein begnadeter Sänger, eine herausragende Stimme und dazu ein unfassbar charismatischer Typ, welcher dazu noch verdammt nett ist. Da spielte es fast keine Rolle mehr, dass er sich die Jungs von Creed geschnappt hatte, einer Band, die mir immer mit zu viel Pathos und Christentum agierte. Aber sei es drum, denn der Druck der Musiker und die Stimme dieses Mannes, sollten mich ab diesem Umzug von damals begleiten. Mit Freuden habe ich dann vernommen, dass auch Slash sich für seine Solosachen diesen Mann geschnappt hat und nun einer noch breiteren Masse zugänglich wurde. Was initial wohl als Gast-Sänger angedacht war, sollte sich zu einem festen Bestandteil von Slash und seiner Band etablieren. Myles Kennedy! Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit bis er ein Soloalbum machte. Und nun liegt es hier und fasziniert mich unfassbar stark.

Myles Kennedy - Prono02

Mit Alter Bridge wurde der Mann groß, Slash liebt ihn auch. Nun ist er Solo unterwegs: Myles Kennedy

„Year Of The Tiger“ ist ein Anti-Stadion-Rock-Album

Bereits das Cover deutet es an, dass man hier sicher kein Album mit Stadion-Rock erwarten kann. Zu schlicht ist es auf den ersten Blick, was aber keinesfalls auf die Musik zutreffen soll. Vielmehr sollte man einfach kein Alter Bridge Album oder ein Slash 2.0 erwarten. Denn Myles Kennedy macht nun das, was ihm in den Sinn kommt. Zwischen Blues, Country, aber eben auch Gospel und Bluesgrass findet man hier alles. Selbst Singer/Songwriter können hier noch was lernen, wie Myles sich und seine Stimme in den Fokus stellt, ohne dabei die Musik komplett auszublenden. Eine Symbiose, die aufgeht und so unfassbar herrlich ist, dass selbst die Freundin einen für die Anschaffung dieses Albums lieben wird. Eine Platte, die hoch emotional ist, Kennedy aber auch von einer anderen Seite zeigt. Er verlässt hier und da seine Komfortzone und traut sich in Gefilde, die man von ihm nicht kennt.

Myles Kennedy - Cover

Das Cover macht es schon irgendwie klar. Hier kann man keinen Stadion-Rock erwarten. Dafür aber super Songs.

Ein Album, für welches euch die Frauen lieben werden

Es sind Nummern wie „Love Can Only Heal“, „The Great Beyond“, aber eben auch der Titeltrack „Year Of The Tiger“, welche in Melancholie schwelgen, aber stets den Dreh raus haben, um eben nicht in kitschige Fahrwasser zu kommen. Songs, die sich mit dem Tode des Vaters von Kennedy beschäftigen, aber weit davon entfernt sind, dass sie aufgesetzt und reisserisch wirken. Eher mit Leonard Cohen und seinen späteren Werken sind diese Nummern zu vergleichen. Zurückhaltend, authentisch und doch so aussagekräftig, wie es eben nur der Altmeister konnte. Und eben nun auch Myles Kennedy. Selbstverständlich werden wieder Unkenrufe laut, die dem Mann nachsagen wollen, dass er nur Überschuss aus seinem kreativen Schaffen hier auf CD gepresst hat. Diesen Menschen kann man sagen, dass sie keine Ahnung haben, beziehungsweise das Album nicht aufmerksam gehört haben. Vielmehr ist Myles Kennedy da angekommen, wo ihn seine Persönlichkeit hingetragen hat. Einem Album, welches ihn repräsentiert, vor Kraft und Stimmgewalt strotzt und stets klarmacht, dass Myles Kennedy wohl einer der begnadetsten Sänger auf dieser Weltkugel ist.

Kategorien: musik Reviews Peter

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