Das Album der Woche: Brian Fallon mit Sleepwalkers

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Brian Fallon hat sich einen Namen gemacht mit The Gaslight Anthem. Aber immer wieder verlässt er den Pfad seines Schaffens, um sich Solo-mässig auszutoben. Mit „Sleepwalkers“ veröffentlicht er nun sein zweites Solowerk. Bei EMP ist diese Platte nun das Album der Woche. Wieso? Lest selbst!

The Gaslight Anthem ruhen sich aktuell aus. Die einen sprechen von einer Auflösung, andere von einer kreativen Pause. 2015 verkündete die Band um Brian Fallon, dass man sich auf unbestimmte Zeit von der Bildfläche verabschiedet. Für viele Fans ein Schlag ins Gesicht. Hatte man doch mit dieser Band die vertonte Working-Class. Musik von anscheinend schuftenden Menschen für uns gebeutelte Arbeitnehmer. Rotziger als Springsteen, jedoch ebenfalls so erdig, greifbar und abseits von jeder Überheblichkeit. Der nette Mann von Nebenan macht mit seiner Band den Laden dicht. Oder anders: Was soll uns noch bleiben, wenn nun selbst Brian Fallon Opfer eines musikalischen Burn-Out wurde. Und doch blieb diese Resthoffnung, denn Fallon hatte bereits 2011 mit The Horrible Crowes bewiesen, dass er mehr als The Gaslight Anthem benötigt.

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Fallon ist der Kopf von The Gaslight Anthem, die ja gerade auf Eis liegen. Macht er einfach mal zwei Soloalben. So! (c) by Universal Music

The Gaslight Anthem machen Pause –  Brian Fallon nicht

Die Ruhe war nur von kurzer Dauer. Bereits 2016 sollte „Painkillers“ erscheinen. Ein Soloalbum des Fronters, welches im Kern zwar The Gaslight Anthem ist – wie soll es auch anders sein bei dieser markanten Stimme? – aber eben nur „fast“ The Gaslight Anthem war. Fallon verfolgte eine musikalische Vision, driftete streckenweise in den Folk ab, um immer wieder den Brückenschlag zu Songs zu bekommen, die auch aus der Feder seiner Hauptband stammen konnten. Dennoch war „Painkillers“ ein Brian Fallon-Album, welches sich klar von seinen anderen Bands abgrenzte. Doch was soll nun sein zweites Soloalbum „Sleepwalkers“ bewirken? Soll es versöhnlich stimmen, damit man die temporäre Auflösung von The Gaslight Anthem weniger schlimm ansieht? Oder doch das Gegenteil? Ist es vielleicht ein Vorbote für seine Hauptband, welche sich dieses Jahr für einige Shows überreden ließ, um das Überalbum „The ’59 Sound“ zum Zehnjährigen darzubieten? „Sleepwalkers“ schafft es beide Seiten zu bedienen! Den Hunger auf ein weiteres The Gaslight Anthem Album gleichermaßen, wie die Tatsache, dass Fallon als eigenständiger Musiker mehr als relevant ist.

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Noch mal schnell nen Zug nehmen und dann geht es wieder ins Studio. So oder so ähnlich hat es sich zugetragen. (c) by Universal Music

Painkillers legte den Grundstein…

Per se knüpft die Platte an „Painkillers“ an. Ein Reduzierung auf das Wesentliche und das Kontrastprogramm zu den dicken Produktionen der letzten beiden The Gaslight Anthem Alben. Er besinnt sich auf die Dinge, die gute Songs ausmachen. Gitarre und eine Whiskey-geschwängerte Stimme kann er selbst dazu beitragen, der Rest ist wohl zu einem großen Anteil dem Produzenten Ted Hutt zuzuschreiben. Hatte dieser doch schon seine Finger an den Reglern, als es um „The‘59 Sound“ ging. So ist es geradezu ein meisterhafter Schachzug, dass man sich beim The Who Klassiker „Baba O’Riley“ und seinem prägnanten Riff bedient, wenn es um die Nummer „Neptune“ geht. Oder den überragenden Balladen „Etta James“ und „Come Wander With Me“, welche Luft zum Atmen schaffen und gleichermaßen eine besinnliche Stimmung verbreiten. Die Auskopplungen „If You’re Prayers Don’t Get To Heaven“ und „Forget Me Not“ waren ja bereits ein Indikator dafür, dass man mit einem starken Album rechnen kann. 12 Song-stark um genau zu sein.

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Brian Fallon agiert mit einer zerbrechlichen Seite auf seinem zweiten Soloalbum.

… und Sleepwalkers baut auf dieses Fundament

„Sleepwalkers“ zeigt eine melancholische und zerbrechliche Seite von Brian Fallon. Auf der anderen Seite kratzt seine Stimme oft genug an den Punk-lastigen Nummern seiner Vergangenheit. Momente, die man bei „Get Hurt“ eventuell vermisst hat. Fallon schafft aber auch nostalgische und fast schon romantische Bilder, die den ewigen Vergleichen zu Bruce Springsteen  gerecht werden. Selbst Bob Dylan und der verstorbene Tom Petty schimmern hier und da durch. Eine Neuauflage von „The ‘59 Sound“ sollte man keinesfalls erwarten, aber hey, dieses Album gibt es ja auch schon. Vielmehr zeigt Brian Fallon sein Können in beeindruckender Art und Weise und tröstet über die Zeit hinweg, die man ohne seine Hauptband überbrücken muss. Denn nach wie vor ist nicht sicher, wie es bei Fallon und seinen Mitstreitern nach den Konzerten im Sommer weitergeht. Aber Fallon bleibt uns auf jeden Fall erhalten. Gut so!

Kategorien: musik Peter

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