7 PSYCHOS: L.A. sehen... und sterben?

"Zwei billige Nutten und ein rassistischer Zwerg - ich glaub', ich geh' nach Hause." Na, wer kennt's? Genau: Ken alias Brendan Gleeson in Martin McDonaghs "Brügge sehen... und sterben?" von 2008! Ohne Wenn und Aber eine der genialsten schwarzen Komödien der letzten zehn Jahre. Wer diesen Film nicht kennt, sollte sich zuerst in die Schämecke stellen und danach die cineastische Bildungslücke so schnell wie möglich schließen. Über viereinhalb Jahre hat es gedauert, bis der britische Regisseur seinem gefeierten Erstling endlich einen neuen Film folgen ließ: Dieser trägt den vielversprechenden Titel "7 Psychos" - und ist fast genau so großartig wie das Brügge-Abenteuer.

Schade, dass der grandiose McDonagh so viel mit Theatermachen beschäftigt ist - schließlich haben intelligente und spannende Gangsterkomödien wie "Brügge sehen... und sterben?" und "7 Psychos" heutzutage absoluten Seltenheitswert.

Marty, Hans, Billy und Frankies Shih Tzu Bonny (© DCM)

Nach dem Motto "never change a running system" hat der Regisseur für seinen Zweitling wieder Colin Farrell in der Hauptrolle besetzt, der hier abermals eine blendende Performance abliefert: Das Einzige, was Drehbuchschreiber Marty von seinem neuen Skript weiß, ist der Titel - "7 Psychos". Von einer hartnäckigen Schreibblockade geplagt, die auch sein latenter Alkoholismus nicht lösen kann, lebt er unproduktiv in den Tag hinein. Sein bester Kumpel Billy (Sam Rockwell), der hauptberuflich mit dem alten Hans (Christopher Walken) Hunde entführt und danach den ausgesetzten Finderlohn einsackt, versucht zwar, Marty mit Rat und Tat bei seiner Arbeit beizustehen, doch erst als der Ex-Serienkiller Zachariah (cool: Tom Waits) aufkreuzt und aus dem Nähkästchen plaudert, schreitet die Story voran. Allerdings gibt es längst ein anderes Problem: Billy und Hans haben ausgerechnet den kleinen Shih Tzu des cholerischen Gangsterbosses Charlie (Woody Harrelson) gemopst, der für sein geliebtes Hundchen über Leichen geht. Und dann ist da ja auch noch der brutale Psychokiller, der L.A. gerade in Atem hält. Nach einer wilden Odyssee kommt es schließlich zum blutigen Finale in der Wüste - denn was wäre ein guter Film ohne einen bleihaltigen Showdown?

Ist schon ein krasser Tapetenwechsel: Aus dem beschaulichen belgischen Mittelalterstädtchen Brügge ("Die Alkoven!") verschlägt es McDonagh, der wie bei "Brügge" auch hier höchstselbst das Drehbuch schrieb, in "7 Psychos" direkt ins Herz der Traumfabrik - doch wenn man eine gute Story, einen bis in die Nebenrollen genial besetzten Cast (Walken und Harrelson sind mal wieder eine absolute Bank) und ein einzigartiges Gespür für Pointen hat, ist das Setting eines Films letztlich ziemlich schnuppe. "Brügge sehen... und nochmal sterben?" wäre ja auch ziemlich öde gewesen.

"Wo zur Hölle ist mein Shih Tzu?!?" (© DCM)

Wer "Brügge" mochte (und wer sollte aus welchem Grund "Brügge" nicht gemocht haben?!) und generell auf intelligente Gangsterkomödien steht, wird auch an "7 Psychos" seine helle Freude haben. Eine genial getimete, inszenierte und besetzte Psychokillercomedy, die es durchaus mit Quentin Tarantino oder Guy Ritchie(s besseren Momenten) aufnehmen kann. Müsste ich mich zwischen McDonaghs beiden Werken entscheiden, würde ich zwar eher nach Brügge als nach L.A. reisen - aber leicht wäre diese Entscheidung sicher nicht.

Beide Filme muss man einfach gesehen haben. Punkt, aus.

Hier der "7 Psychos"-Trailer:

[yt]

Und weil "Brügge sehen... und sterben?" einfach so gut ist:

[yt]

Kategorien: Ben

Tags: 7 Psychos Bruegge sehen Christopher Walken Colin Farrell Martin McDonaghs MOVIE & GAMES Sam Rockwell Tom Waits Woody Harrelson | permalink

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